Ein glückliches Ende oder die Erinnerung des alten Ponys - aus dem Jahre 2002

 

Hallo, ich bins noch mal, Euer Mexicano !

Vielleicht erinnert Ihr Euch - ich hatte vor einer Weile begonnen, meine Lebensgeschichte zu erzählen; nun hat sich wieder einiges ereignet und das wollte ich Euch gerne erzählen.

Im Moment macht sich meine Familie große Sorgen um mich, bzw. um meine Hufe ( ich hatte mal Hufrehe ) und mein linker Vorderhuf reißt immer weiter. Der Hufschmied war schon ein paar mal deswegen bei mir, aber leider ist der Riß nicht aufzuhalten - weder durch eine Brücke, noch durch kleben oder so was. Aber es geht , dann trete ich mit dem Huf eben ein bißchen vorsichtiger auf.

Wir sind den ganzen Tag und die ganze Nacht auf der Weide - meine Familie hat extra noch eine Weide dazu gepachtet, auf die wir Mittags gehen. Abends kommen wir dann immer nach Hause zurück, erst in den Stall zum putzen - ich bekomme dann immer noch etwas zum fressen  ( meine Menschen sagen, ich würde sonst wieder dünner werden, da ich das Gras nicht mehr so gut verwerte ) und dann gehen wir auf unsere Hausweide. Die ist richtig schön groß, da kann man laufen und spielen - das mache ich auch  manchmal, wenn es nicht zu warm ist. Meine " Mama"; so nenne ich meine Menschenfrau; ist mit Monday, Malik, Rollmops und Sunlight sehr viel am arbeiten ( mit Monday und Malik verstehe ich mich jetzt so gut, das ich mich auch mit ihnen kraule), sie geht mit den beiden Großen ( so werden Monday und Malik manchmal von ihr genannt ) in eine Reithalle, jeden Freitag nimmt sie Rolli und Sun mit. Immer wenn sie mit  Sun weggeht stehe ich an der Tür, solange bis Sun wieder bei mir ist. Von der Tür gehe ich dann nicht weg - aber ich weiß, das meine Menschen es mir nicht antun würden, mir Sun auf meine alten Tage zu nehmen.        

Doch - wenn ich so darüber Nachdenke kann ich mit recht von mir sagen, ich bin jetzt glücklich  !                 

Wenn Sun Abends bei mir steht, erzählt sie oft von dem, was sie alles erlebt hat. Ich kann Euch sagen, es war nichts schönes ! Sie wurde von einem zum anderen geschoben, überall nur ein paar Wochen, dann mußte sie wieder weg. Auch war sie viel bei den Pferdehändlern ( die schlagen mit einem Stock oder Knüppel, wenn man nicht macht, was sie wollen ) und hat Schläge bekommen ( Sun ist ja auch schon alt; mindestens 17 Jahre, wenn nicht sogar schon älter - sie weiß es selber nicht mehr genau; und manchmal drücken sich die Menschen für uns Pferde doch sehr unverständlich aus ), dadurch hat sie das Vertrauen zu den Menschen verloren - ist doch verständlich, oder ?

Jetzt habe ich ihr von meinen Menschen erzählt ( Malik, Monday und Rolli auch ) und haben Sun gesagt, das sie zu diesen Menschen ruhig Vertrauen haben kann.  Von denen wird ihr keiner etwas zu leide tun - Sun hat es sich zu Herzen genommen und... es klappt. Jetzt ist sie sogar manchmal die erste die kommt, wenn " Mama" ruft. Auch durch die Arbeit an der Longe hat Sun viel gelernt, sie kann jetzt ruhig im Schritt gehen ( konnte sie vorher nicht, weil sie gar nicht wußte, was eine Longe war ) und sie hat gelernt in einem relativ ruhigen Trab zu gehen - meine Menschen sprechen von großen Fortschritten, auch sagen sie, das Sun übersensibel ist und jede kleine Stimmungsschwankung auf sich bezieht, so dass sie meint, sie hätte einen Fehler gemacht - ich weiß zwar nicht, was das alles genau bedeutet, aber ich weiß, das ich meinen Menschen Vertrauen kann und das es stimmt, was sie sagen.

Aber so schön sich das alles anhört, über etwas bin ich doch sehr traurig - alle können arbeiten und mit allen wird gearbeitet - nur ich kann und darf nicht mehr.   

Dabei möchte ich doch so gerne etwas tun ! 

Meine Menschen wissen das - keine Ahnung woher, aber ich denke mir dadurch, das wir alle für sie Kameraden und keine Spielzeuge sind ( " Mama" sagt, man beschäftigt sich intensiv mit den Pferden und lernt  durch ihr Verhalten kennen, was sie möchten - ??? - wird schon richtig sein ) jedenfalls sind sie am Überlegen, was ich tun kann.      

Ein kleines Kütschchen ziehen ? Da muß einer drauf - das ist zu schwer !  

Lange Spaziergänge - HERRLICH - geht nicht, wegen meiner Hufe !   

Aber jetzt hat " Mama " was gefunden - eine Freundin von ihr hat zwei kleine Kinder, wenn die hier sind, darf ich sie - einzeln natürlich - auf meinem Rücken tragen. Ihr glaubt gar nicht, wie schön das ist !!! Ich freue mich immer, wenn die Kinder kommen - und wenn die Kleine ( gerade mal 1 Jahr ) auf meinem Rücken sitzt und vor Freude juchzt, dann bin ich noch einmal richtig jung.

Doch, ich kann mit ruhigem Gewissen sagen, ich bin glücklich und das Leben kann so schön sein.

Das ist etwas, das ich JEDEM alten Pferd oder Pony von ganzem Herzen wünsche - im Alter noch einmal das Glück der Jugend erleben zu dürfen und eine liebe Familie zu haben, bei der man in aller Ruhe alt werden kann, ohne Angst haben zu müssen  das man " Abgeschoben " wird, bloß weil man zu alt ist um noch etwas " richtiges " leisten zu können.

Ich hoffe, das ich dieses Glück noch lange Zeit genießen kann und das es noch lange dauert, bis ich in den Pferdehimmel gehen muß.

Bis bald

Euer Mexicano      ( Ende Teil 2 )